Freitag, 1. Januar 2016

Top 10: Das Beste aus 2015

Frohes neues Jahr :)! Gestern habe ich die Liste der Bücher gepostet, die ich 2015 gelesen habe. Heute kommt, wie versprochen, die Top 10 der Highlights aus dem letzten Jahr. Achtung: unter Umständen nicht ganz spoilerfrei.


10. "Percy Jackson - Diebe im Olymp" (Rick Riordan)
Dieses Buch habe ich mittlerweile bestimmt zum zehnten Mal (oder mehr) gelesen. Immer, wenn ich gerade nicht weiß, was ich lesen soll, oder mich nicht auf etwas Neues (im schlimmsten Fall Anstrengendes) konzentrieren will, sind "Percy Jackson" oder "Harry Potter" meine ersten Anlaufstellen. Dafür, dass ich "Diebe im Olymp" nahezu immer lesen kann, ohne, dass es mir irgendwann auf die Nerven geht, gibt's Platz 10. 


09. "Harry Potter und der Stein der Weisen" (J. K. Rowling)
Das Gleiche gilt im Prinzip für den "Stein der Weisen". Für mich ein Buch für "schlechte Zeiten". Allerdings habe ich eine tiefere Beziehung (kann man das so sagen?!) zu den "Harry Potter"-Büchern; das erste Mal habe ich sie mit sechs(?) Jahren gelesen, weswegen es immer eine Art "Nach-Hause-Kommen" ist, wenn ich einen "Harry Potter" in die Hand nehme. Dementsprechend war es auch 2015 wieder schön, den ersten Teil (...in dem die Zaubererwelt noch in Ordnung ist...) zu lesen.


08. "Das Geheimnis der Eulerschen Formel" (Yoko Ogawa)
Von diesem Buch hatte ich noch nie etwas gehört, bis ich es geschenkt bekommen habe. Ich habe also den Klappentext gelesen und festgestellt, dass es sich im Prinzip um einen ganz normalen Roman handelt, den man sonst vielleicht eher meiden würde. Die Kombination dessen mit Mathematik (ich mag Mathe, by the way) in einem, finde ich, auch für Nicht-Matheliebhaber erträglichen Rahmen hat ihn dann allerdings recht interessant gemacht. Ich fand das Buch auch wirklich gut, der Schreibstil war einfach und das Buch selber war keine allzu schwere Kost. Besonders haben es mir aber tatsächlich diese kleinen mathematischen Einschübe angetan :).


07. "An Abundance of Katherines" (John Green)
Was soll man dazu schon sagen? Es steht John Green vorne drauf :D. Im Ernst, ich mag seine Bücher total gerne; sie sind romantisch, oft genug ein bisschen kitschig aber nie abartig schnulzig. Und er schreibt meistens über intelligente Protagonisten und ihre intelligenten Freunde, die so im Mainstream der Charaktere selten bis gar nicht vorkommen. Dazu kommt sein unheimlich schöner Stil, der immer mit ein wenig Sarkasmus daherkommt :). Das ganze Programm gibt es natürlich auch in diesem Buch: "An Abundance of Katherines".


06. "Friedhof der Kuscheltiere" (Stephen King)
Das war der erste und bisher auch einzige Stephen King, den ich je gelesen habe. Hat auch seinen Grund: Ich muss mich immer noch davon erholen :D. Stephen King scheint irgendwie die Fähigkeit zu haben, dem Leser ganz subtil Angst zu machen, denn obwohl manchmal wirklich nichts passiert ist und lediglich das Leben der Protagonisten geschildert wurde, hatte ich immer eine Art.....Unwohlsein(?), die sich angeschlichen hat und dann auch erstmal blieb. Das Buch hat mich so gefesselt, dass ich es bis in die Nacht fertig lesen musste -> schlechte Idee, nicht nachmachen! :D Wer weiß, vielleicht habe ich ja dieses Jahr den Nerv, noch eines von seinen Büchern zu lesen...

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Hier habe ich leider noch keine Möglichkeit, ein Bild einzufügen, da ich mir das Buch ausgeliehen hatte. Ich werde es mir aber noch selber kaufen und ein Bild nachliefern ;)
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05. "The Great Gatsby" (F. Scott Fitzgerald)
"The Great Gatsby" musste ich für eine Präsentation in Englisch lesen. Meine Erfahrung mit diesem Buch ist ziemlich faszinierend, ich war nämlich zunächst eher mäßig begeistert, was sich auch noch bis ins vorletzte Kapitel hielt. Das letzte Kapitel hat allerdings alles "gerettet", beziehungsweise in einem anderen Licht erscheinen lassen. Beim zweiten Mal lesen war "The Great Gatsby" dann auch wirklich spannend und es hat eine faszinierende Geschichte auf eine sehr eigenwillige Art erzählt, und ich kann absolut nachvollziehen, warum es einer DER großen amerikanischen Romane ist.


04. "A Song of Ice and Fire - A Game of Thrones" (George R. R. Martin)
Hier muss ich gleich gestehen: Ich habe die Serie "Game of Thrones" gesehen, bevor ich angefangen habe, die Bücher zu lesen. Und vermutlich fand ich das Buch deswegen auch so gut, denn ich wusste, worauf (vor allem: auf wen) ich mich da einlasse und ich kann verstehen, dass einige mit der Fülle an Namen, Schauplätzen und "historischem" Wissen überfordert sind/waren. Ich hatte mich aber wie gesagt schon in der Welt von Westeros und Essos eingenistet und musste nicht jedes Mal, wenn ein neuer Charakter aufgetaucht ist, nachschlagen, wer er eigentlich ist, zumal die meisten eh gleich wieder gestorben sind :D Und wenn man sich schon ein bisschen auskennt, kann man das Ganze auch (relativ) in einem Rutsch durchlesen und die Spannung hat keine Chance, nachzulassen.


03. "Das Phantom der Oper" (Gaston Leroux)
Auch hier habe ich zuerst (in dem Fall) das Musical gesehen, und erst danach das Buch gelesen. Anders als bei "A Game of Thrones" habe ich bei "Das Phantom der Oper" eher das Gefühl, dass im Buch wesentlich mehr erklärt wird, als im Musical (obwohl man dieses natürlich auch versteht). Dennoch lässt auch hier komischerweise die Spannung nicht nach und das, obwohl in jedem dritten Satz wieder irgendeine Erklärung steht. Schließlich finde ich aber die Geschichte um Das Phantom, Christine und Raoul einfach schön und lesenswert (besonders das Ende: Muhahahahaha!!!!)


02. "Hamlet" (William Shakespeare)
Ich lese Shakespeare unheimlich gern, generell bin ich ein Fan von Theaterstücken. Für die Schultheateraufführung (eine Szenencollage, bei der ein gewisser Monolog nicht fehlen durfte ;D) habe ich eines seiner bekanntesten Stücke gelesen (mal abgesehen von "Romeo & Julia" und beschlossen, dass es mein neues Lieblingsdrama ist. Es erzählt die Geschiche von Hamlet, der zunächst den Tod seines Vaters rächen will und dann immer mehr in den Wahnsinn abdriftet, bis am Ende irgendwie alle sterben (wie bei "Game of Thrones" ;D). Besonders angetan hat es mir aber ebendieser bekannte Monolog "Sein oder Nichtsein/To Be or Not to Be", in dem er jeglichen Sinn das Daseins anzweifelt. Schließlich bin ich auch schlicht und ergreifend ein Fan der Sprache, ob übersetzt oder original :).


01. "Im Westen nichts Neues" (Erich Maria Remarque)
NEUES LIEBLINGSBUCH!!!!! Dieses Buch hat mich letztes Jahr beeindruckt wie kein anderes. Beziehungsweise, nicht nur beeindruckt, sondern auch schockiert. Geschildert wird der Erste Weltkrieg aus der Sicht des Soldaten "Paul Bäumer", dessen Illusion eines heldenhaften Dienstes für das Vaterland schnell der Realität auf dem Schlachtfeld weicht. Es wird beschrieben, wie er sich fühlt, wenn er den "Gegner" tötet, wenn er nach allen Kriegserfahrungen versucht, sich daheim wohlzufühlen und wenn er nach und nach alle seine Kameraden verliert. Das Buch hat mich immer und immer wieder aufs Neue zerstört, noch während ich es gelesen habe, aber es ist ganz klar ein Meisterwerk der deutschen Literatur.

Das war's für heute wieder von mir :) Ich wünsche euch allen einen guten Start in's neue Jahr und bis bald,
Kerstin :)

Donnerstag, 31. Dezember 2015

2015: Mein Jahresrückblick

Wie letztes Jahr auch, habe ich die Titel aller Bücher, die ich 2015 so gelesen habe, auf Zettelchen geschrieben und in mein kleines Marmeladenglas getan ;).
Und wie im letzten Jahr habe ich die Bücher aufgelistet und mit 1-5 Sternchen bewertet. Im neuen Jahr kommt dann meine Jahres-Top-Ten :).



Georg Büchner
- Dantons Tod (***)

Stephen Chbosky
- The Perks of Being a Wallflower (****)

Cassandra Clare 
Chroniken der Schattenjäger 
- Clockwork Angel (***)
- Clockwork Prince (**)
- Clockwork Princess (***)

F. Scott Fitzgerald
- The Great Gatsby (*****)

Max Frisch
- Homo faber (**)

John Green
- An Abundance of Katherines (*****)

John Green, David Levithan
- Will & Will (****)

Homer
- Ilias (****)

E. L. James
Shades of Grey 
- Geheimes Verlangen (**)
- Gefährliche Liebe (**)

Stephen King
- Friedhof der Kuscheltiere (*****)

Gaston Leroux
- Das Phantom der Oper (*****)

Lois Lowry
- Hüter der Erinnerung (****)

Marie Lu
Legend
- Fallender Himmel (**)

George R. R. Martin
A Song of Ice and Fire
- A Game of Thrones (*****)

Kai Meyer
- Asche & Phönix (***)

Caragh O'Brien
Birthmarked
- Die Stadt der verschwundenen Kinder (***) 

Yoko Ogawa
- Das Geheimnis der Eulerschen Formel (*****)

Erich Maria Remarque
- Im Westen nichts Neues (*****)

Rick Riordan
Percy Jackson
- Diebe im Olymp (*****)
- Im Bann des Zyklopen (****)
- Der Fluch des Titanen (**)
- Die Schlacht um das Labyrinth (***)

Joanne K. Rowling
Harry Potter
- Harry Potter und der Stein der Weisen (*****)

William Shakespeare
- The Tempest (****)
- Hamlet (*****)

Robin Sloan
- Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (****)

Sophokles
- König Ödipus (***)

Jonathan Stroud
Bartimäus 
- Das Amulett von Samarkand (****)

Jeannette Walls
- Half Broke Horses (***)

Scott Westerfeld
Ugly-Pretty-Special 
- Ugly (***)

Insgesamt sind das 33 Bücher, die ich 2015 gelesen habe. Morgen gibt's dann die Top-Ten und ich habe den Vorsatz, nächstes Jahr öfter etwas zu posten. Mal sehen, ob's was wird. Bis dahin wünsche ich allen einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr 2016 :)
Kerstin :)

Review: Half Broke Horses (Jeannette Walls)

Hallööööchen!
Ich melde mich jetzt auch mal wieder...ich hatte die letzten Monate echt keine Zeit zum Lesen (Schule und Familie und so...), und danach keine zum Schreiben, schlimme Sache...
Heute geht es jedenfalls um eine weitere Pflichtlektüre für die Schule, diesmal aber für den Englischunterricht, dementsprechend ist das Buch halt auch auf Englisch, ist ja aber kein Problem für mich ;).



Das Buch "Half Broke Horses" spielt Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Autorin beschreibt das Leben ihrer Großmutter Lily Casey episodenartig aus der Ich-Perspektive. So kämpft die Protagonistin um etwas Bildung, reitet mit fünfzehn Jahren 500 Meilen, um Kinder in einem Kaff in Arizona zu unterrichten, und lernt später sogar fliegen. Mit Männern hat Lily nicht so wirklich viel Glück, dennoch findet sie schließlich einen , Big Jim genannt, und gründet eine Familie. Der Roman endet mit der Geburt ihrer Enkeltochter, Jeannette Walls.

Ab jetzt ein (wirklich unnötiger)


!SPOILERALARM!

1.)
Ich merke gerade, wie verdammt schwierig es ist, den Inhalt von "Half Broke Horses" aufzuschreiben, was vermutlich an der Episodenform liegt. Im Prinzip passiert wirklich viel, aber entweder ist das so viel, dass man beim Versuch, alles wiederzugeben, genauso gut das ganze Buch abschreiben könnte, oder die meisten Geschehnisse sind eh nicht so wichtig für den Verlauf. Ich tippe auf Letzteres, zumal es sich ja um eine "True Life Novel" (Biographie mit fiktionalen Elementen) handelt, was bedeutet, dass es keine "Handlung" im herkömmlichen Sinne gibt, es wird lediglich das Leben und die Entwicklung von Lilys Charakter beschrieben. Und eigentlich ist das alles nicht mal soooo spannend, aber es ist gut geschrieben und einfach zu lesen - eine Busfahrt von der Costa Brava nach Hause reicht ;).

2.)
Was ich bei der Darstellung der Protagonistin sehr gelungen finde ist, dass es Momente gibt, in denen ich Lily für ihre Stärke bewundere (nicht jeder geht so gelassen damit um, dass der Ehemann Polygamist ist), aber auch Momente, in denen ich mich frage, ob sie über das nachdenkt, was sie da teilweise veranstaltet (schlägt ihre Tochter, weil sie sich verliebt hat....wtf?!). Ich finde es allerdings schade, dass sich die meisten anscheinend eher auf erstgenanntes konzentrieren, wenn sie über das Buch reden, zumindest kam das bei mir an, als ich verschiedene Reviews gelesen habe. Dann werden Begriffe wie "American Dream", "Frontier Experience", "Widerstandsfähigkeit" und gaaaaaaanz viel feministischer Blödsinn genannt, die sicher auch ihre Berechtigung haben, dennoch finde ich, dass man auch Lilys andere "Seiten" berücksichtigen muss, schließlich wirken vielschichtige Charaktere um einiges interessanter als einseitige. Sorry, das musste ich mal loswerden. Jeannette Walls hat Lilys Charakter meiner Meinung nach gut dargestellt, obwohl das außer mir niemand so zu sehen scheint...

3.)
Ich musste dieses Buch für die Schule lesen, da es im Abitur in Ba-Wü Pflichtthema ist. Für mich persönlich kein Problem, ich lese ja generell gerne. Ich frage mich nur, warum man (sprich: das Kultusministerium) sich für "Half Broke Horses" als Pflichlektüre entschieden hat, wenn es so viele andere englische Bücher gibt, die ungefähr die gleiche Thematik behandeln, zum Beispiel "The Great Gatsby" von F. Scott Fitzgerald, was meiner Meinung nach für Schüler besser geeignet wäre. "Half Broke Horses" ist zwar recht einfach zu lesen und zu verstehen, aber, wie gesagt ist es schwierig, den Inhalt wiederzugeben und zu beschreiben, worum es eigentlich geht.

Fazit:
Normalerweise würde ich an dieser Stelle nochmal kurz schreiben, was jetzt genau meine Meinung zum jeweiligen Buch ist und wieso. Das Problem: Ich habe keine Ahnung, was ich von "Half Broke Horses" halten soll. Irgendwie finde ich die Protagonistin echt zum Kotzen, irgendwie auch nicht, mir gefällt irgendwie der Schreibstil und der Aufbau, und irgendwie auch nicht. Das Buch ist ganz gut, aber nicht so tiefsinnig, wie die Lehrer, Abikorrektoren und Lektürehilfen-Autoren es uns Schüler glauben machen wollen, deshalb ist bei meiner (persönlichen) Bewertung ein Mittelweg ganz......angemessen.....


***

Übrigens:
Jeannette Walls hat außerdem ihre eigenen Memoiren unter dem Titel "The Glass Castle" veröffentlicht.

So, das war jetzt echt ein Kampf, ich glaube, nicht mal für Homo Faber habe ich so lange gebraucht.
Egal, bei der nächsten Review wage ich mich an meine letzte Pflichtlektüre: Dantons Tod von Georg Büchner.
Bis dahin,
Kerstin

Montag, 29. Juni 2015

Review: Das Phantom der Oper (Gaston Leroux)

Die heutige Review dreht sich um den Roman "Das Phantom der Oper", geschrieben von Gaston Leroux. Der Titel wird, nehme ich mal an, den meisten ein Begriff sein, da es scheinbar unendlich Mal verfilmt und/oder auf die Bühne gebracht wurde (am bekanntesten ist sicher Andrew Lloyd Webbers Musical). Alle gründen sich mehr oder weniger auf diese Geschichte, die ich euch heute vorstellen werde ;).


Im Gewölbe der Pariser Oper lebt das Phantom, das sich dort sein eigenes Reich aufgebaut hat. Seine großen Leidenschaften sind Kunst und Musik. Es entdeckt das Potential der jungen Sängerin Christine Daée, gibt ihr Gesangsunterricht und möchte sie zum neuen Star der Oper machen, wobei ihm jedes Mittel recht ist. So lässt es zum Beispiel den Kronleuchter ins Parkett stürzen, die Operndiva klingt plötzlich wie eine Kröte und bald sind alle Beteiligten in Angst und Schrecken versetzt. Als Christine sich in ihren Jugendfreund Raoul verliebt, rast das Phantom vor Eifersucht und es stellt sie vor ein grausames Ultimatum.

So viel zum Inhalt, ab jetzt:


!SPOILERALARM!

1.)
Ich lese eigentlich unheimlich gern Klassiker, allerdings fehlt mir meistens die Zeit dazu, weil das Lesen meist doch schon etwas länger dauert, einfach wegen der Tatsache, dass sie schon vor einigen Jahrzehnten/-hunderten geschrieben wurden und deswegen auch der Charakter und Stil dementsprechend anders sind. Bei "Das Phantom der Oper" hatte ich das Gefühl nur ein wenig. Es ist.....naja.....anders, schon klar, aber trotzdem relativ einfach zu lesen, teilweise humorvoll geschrieben (leicht sarkastische Fußnoten, usw.) und die Geschichte ist auch einfach spannend (dazu später mehr). Deshalb denke ich nicht, dass irgendwer als Ausrede sagen kann, es sei so langweilig geschrieben, meiner Meinung nach stimmt das nicht.

2.)
Den interessantesten Charakter hat, so sehe ich das zumindest, das Phantom selber. Es ist vermutlich der kreativste, musikalischste und überhaupt der talentierteste Mensch der Welt, mit dem kleinen Problem, dass es nunmal exorbitant hässlich ist. Diese Hässlichkeit hat dazu geführt, dass niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte, deshalb ist es so grausam geworden, beziehungsweise hat nie den Unterschied zwischen gut und böse gelernt. Deshalb kann es zur selben Zeit liebenswürdig und furchteinflößend sein. Das ist es, was diese Person so interessant macht, ein Schwanken zwischen Extremen, was auch dadurch deutlich wird, dass es manchmal als Wunderkind, manchmal als Scheusal bezeichnet wird. Dazu kommt noch, dass es scheinbar nie wirklich erwachsen, beziehungsweise reif geworden ist, somit weiß der Leser (oder zumindest ich) nie so ganz, was er von ihm halten soll und ob er am Ende mit ihm Mitleid empfinden soll oder nicht.
Dagegen sind die restlichen Charaktere einfach nur...Charaktere eben. Raoul finde ich ein bisschen naiv, ebenso Christine, aber ihr muss man zugute halten, dass sie gegen Ende genauso unentschlossen war wie ich bei der Frage, was man von Erik (dem Phantom) halten soll und dass sie mit Ausnahme des Persers, der eine Art Brücke zwischen den "normalen" Menschen und Erik ist, die einzige Person ist, die dem Phantom mehr oder weniger freundlich begegnet, also nicht (nur) nach schlechten Eigenschaften bewertet...

3.)
Jetzt, wie versprochen, zur Geschichte selbst. Ich denke, es ist offensichtlich, dass es sich hierbei vor allem um eine Gesellschaftskritik handelt, von wegen es wird nur nach Äußerlichkeiten geguckt, nicht nur nach Talenten und Charakter und man hat vor allem, was fremdartig erscheint, Angst und so weiter und so fort. "Das Phantom der Oper" lässt sich bestimmt ganz hervorragend im Deutschunterricht interpretieren ;) (ich könnte es meiner Lehrerin ja mal vorschlagen :D). Dennoch kann man es auch, ich sage mal, oberflächlich betrachten. Und selbst in diesem Fall gefällt mir die Story richtig gut. Es ist eine Geschichte, die es sonst nicht gibt (und wenn doch, dann ist sie mir noch nicht begegnet) und sie ist auch noch wahnsinnig spannend durch viele Perspektivenwechsel, die alle das Geschehen anders sehen und bewerten und dadurch, dass der Autor alles, was der Leser wissen will, nur stückchenweise erzählt. In Verbindung mit dem angenehmen Schreibstil führt das dazu, dass ich zumindest das Buch zeitweise nicht mehr weglegen konnte.

Fazit:
Eigentlich kann ich nur noch einmal wiederholen, dass sich das Buch durch den Stil und auch die Handlung selber ziemlich gut lesen lässt, spannend ist und interessante Charaktere und gesellschaftskritische Themen behandelt. Alles Punkte, die mir gut gefallen, daher auch folgende (persönliche) Wertung:


*****

Übrigens:
Insgesamt wurde "Das Phantom der Oper" fünfzehnmal verfilmt und es existieren sieben Bühnenfassungen, darunter das Musical von Andrew Lloyd Webber, das bis Sommer noch in Hamburg, ab Herbst dann in Oberhausen gespielt wird.

Bis zum nächsten Mal,
Kerstin :)

Sonntag, 10. Mai 2015

Review: Homo faber (Max Frisch)

Wie versprochen, kommt jetzt die neue Review. Dieses Mal habe ich mir nach Agnes von Peter Stamm Abilektüre Nr. 2 vorgenommen: Homo faber von Max Frisch. Über die Osterferien hätten ich und der Rest meiner Stammgruppe dieses nämlich lesen sollen (ob's jeder wirklich gelesen hat.....), jetzt geht's an das Zerpflücken und Interpretieren (jaaaaa guuuut), und ich hab' gedacht, ich sage einfach mal meine Meinung, bevor die Klausur darüber (in zwei Wochen) schiefläuft ;).


Der 50-jährige Ingenieur Walter Faber ist durch seine Arbeit (bei der UNESCO) dazu gezwungen, immer wieder durch die Welt zu reisen, um mal hier etwas zu installieren, da mal etwas zu reparieren, und so weiter. Normalerweise fliegt er immer, aber die erste Reise nach seinem Flugzeugabsturz in der Wüste Mexicos soll mit dem Schiff angetreten werden. Auf dem Schiff, das ihn von New York nach Paris bringt, lernt er Sabeth kennen, eine Studentin, die ungefähr halb so alt ist wie er selbst. Er fühlt sich zu ihr hingezogen, nicht zuletzt, weil sie sein doch sehr rationales Weltbild gehörig ins Schwanken bringt, und begleitet sie auf ihrer weiteren Reise zu ihrer Mutter nach Athen.

Nicht, dass es hier wirklich wichtig wäre, trotzdem:


!SPOILERALARM!

1.)
Ich kann mich nicht so richtig mit Frischs Schreibstil anfreunden. Irgendwas hindert mich daran, irgendeine Art von "Beziehung" (keine Ahnung, wie ich das sonst nennen soll) zu den Charakteren aufzubauen, das Buch ist irgendwie...distanziert(?), was natürlich auch damit zusammenhängen kann, dass das Ganze ein "Bericht" sein soll, aber dann steht auf der letzten Seite, dass alles erfunden ist, was den Begriff "Bericht" wieder entkräftet. Und dieses Dilemma, dieser Kontrast zwischen Handlung und Textsorte(?) ist zwar faszinierend und bestimmt auch recht originell (Wer macht denn sowas?!), aber das ist auch schon alles. Die Handlung, die eh schon nicht so der Brüller ist, wirkt dadurch noch viel langweiliger, mal abgesehen davon, dass zumindest ich es nicht einfach fand, dieses Buch zu lesen, trotz der Tatsache, dass es nur 200 Seiten hat...

2.)
Ein kleines Problem habe ich mit dem Protagonisten Walter Faber, aus dessen Perspektive die Geschehnisse geschildert werden. Punkt eins: Er findet seinen ehemals besten Freund tot an der Decke hängend, macht aber erstmal Fotos, hat also mit sowas wie, naja, Gefühlen nichts am Hut und redet entweder total an dem vorbei, was andere gesagt haben oder erzählt von irgendwelchen wissenschaftlichen Dingen, nur um nicht seine komische Auffassung von Männlichkeit zu verlieren und sich auf die weiblichen Themen Gefühle, Kunst oder Natur herablassen zu müssen. Sympathischer Typ. Punkt zwei: Er ist gerade dabei, herauszufinden, dass Sabeth seine eigene Tochter ist, hat sogar schon die Vermutung, dass es so sein könnte, was macht er? Mit ihr schlafen! Toll, verantwortungsbewusst ist er also auch noch...Mal abgesehen davon, dass ich an Sabeths Stelle niemals einen Mann, der doppelt so alt ist wie ich, so nah an mich ranlassen würde, geschweige denn, ihn zu meiner Mutter mitnehmen, ist das von seiner Seite auch nicht wirklich der Inbegriff der Intelligenz...Tut mir leid, das musste ich mal loswerden.

3.)
Allerdings komme ich mit der (für mein Empfinden) Hauptthematik des Buches ganz gut klar. Dass das rationale Denken einen blind macht vor allem anderen, was das Leben ausmacht, also Kunst (in jeglicher Form), Natur oder auch mystische und mythische Einflüsse. Das ist sogar teilweise ziemlich gut in die Handlung eingeflochten, vor allem das Mythische, zumindest für mich, weil das praktisch mein "Spezialgebiet" ist, gerade durch Einflüsse aus den Sagen von Ödipus, Ikarus und Prometheus. Das, in Verbindung mit dem Versuch, alles rational zu erklären, ist wirklich ein Punkt, der mir gut gefallen hat und ein Punkt, der für zumindest ein Sternchen sorgt ;).

4.)
Außerdem gefiel mir auch die zeitliche Struktur ganz gut, die den Stil ein bisschen aufpeppt ;). es gibt nämlich immer wieder Rückblenden und Vorausdeutungen, die das Ganze etwas interessanter machen und nötige Hintergrundinformationen liefern. Daraus kann man zumindest ein bisschen darauf schließen, warum die Handlung so verläuft, wie sie es eben macht ;).

Fazit:
Wie gesagt, die Thematik im Generellen finde ich sogar ziemlich gut und interessant. Die Umsetzung ist allerdings eher weniger nach meinem Geschmack, die Charaktere finde ich furchtbar nervig und mit dem Schreibstil komme ich auch nicht so ganz klar. Aber das ist meine eigene Meinung und ich verstehe auch, warum "Homo faber" als Pflichtlektüre ausgewählt wurde, für die Schule ist es nämlich ganz gut geeignet, ist halt nicht so mein Fall, aber gut, es muss einem ja nicht alles gefallen ;).


**

Übrigens:
"Homo faber" wurde 1991 von Regisseur Volker Schlöndorff mit Sam Shepard, Julie Deply und Barbara Surkowa in den Hauptrollen verfilmt.

Macht's gut,
Kerstin :)