Im Gewölbe der Pariser Oper lebt das Phantom, das sich dort sein eigenes Reich aufgebaut hat. Seine großen Leidenschaften sind Kunst und Musik. Es entdeckt das Potential der jungen Sängerin Christine Daée, gibt ihr Gesangsunterricht und möchte sie zum neuen Star der Oper machen, wobei ihm jedes Mittel recht ist. So lässt es zum Beispiel den Kronleuchter ins Parkett stürzen, die Operndiva klingt plötzlich wie eine Kröte und bald sind alle Beteiligten in Angst und Schrecken versetzt. Als Christine sich in ihren Jugendfreund Raoul verliebt, rast das Phantom vor Eifersucht und es stellt sie vor ein grausames Ultimatum.
So viel zum Inhalt, ab jetzt:
!SPOILERALARM!
1.)
Ich lese eigentlich unheimlich gern Klassiker, allerdings fehlt mir meistens die Zeit dazu, weil das Lesen meist doch schon etwas länger dauert, einfach wegen der Tatsache, dass sie schon vor einigen Jahrzehnten/-hunderten geschrieben wurden und deswegen auch der Charakter und Stil dementsprechend anders sind. Bei "Das Phantom der Oper" hatte ich das Gefühl nur ein wenig. Es ist.....naja.....anders, schon klar, aber trotzdem relativ einfach zu lesen, teilweise humorvoll geschrieben (leicht sarkastische Fußnoten, usw.) und die Geschichte ist auch einfach spannend (dazu später mehr). Deshalb denke ich nicht, dass irgendwer als Ausrede sagen kann, es sei so langweilig geschrieben, meiner Meinung nach stimmt das nicht.
2.)
Den interessantesten Charakter hat, so sehe ich das zumindest, das Phantom selber. Es ist vermutlich der kreativste, musikalischste und überhaupt der talentierteste Mensch der Welt, mit dem kleinen Problem, dass es nunmal exorbitant hässlich ist. Diese Hässlichkeit hat dazu geführt, dass niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte, deshalb ist es so grausam geworden, beziehungsweise hat nie den Unterschied zwischen gut und böse gelernt. Deshalb kann es zur selben Zeit liebenswürdig und furchteinflößend sein. Das ist es, was diese Person so interessant macht, ein Schwanken zwischen Extremen, was auch dadurch deutlich wird, dass es manchmal als Wunderkind, manchmal als Scheusal bezeichnet wird. Dazu kommt noch, dass es scheinbar nie wirklich erwachsen, beziehungsweise reif geworden ist, somit weiß der Leser (oder zumindest ich) nie so ganz, was er von ihm halten soll und ob er am Ende mit ihm Mitleid empfinden soll oder nicht.
Dagegen sind die restlichen Charaktere einfach nur...Charaktere eben. Raoul finde ich ein bisschen naiv, ebenso Christine, aber ihr muss man zugute halten, dass sie gegen Ende genauso unentschlossen war wie ich bei der Frage, was man von Erik (dem Phantom) halten soll und dass sie mit Ausnahme des Persers, der eine Art Brücke zwischen den "normalen" Menschen und Erik ist, die einzige Person ist, die dem Phantom mehr oder weniger freundlich begegnet, also nicht (nur) nach schlechten Eigenschaften bewertet...
3.)
Jetzt, wie versprochen, zur Geschichte selbst. Ich denke, es ist offensichtlich, dass es sich hierbei vor allem um eine Gesellschaftskritik handelt, von wegen es wird nur nach Äußerlichkeiten geguckt, nicht nur nach Talenten und Charakter und man hat vor allem, was fremdartig erscheint, Angst und so weiter und so fort. "Das Phantom der Oper" lässt sich bestimmt ganz hervorragend im Deutschunterricht interpretieren ;) (ich könnte es meiner Lehrerin ja mal vorschlagen :D). Dennoch kann man es auch, ich sage mal, oberflächlich betrachten. Und selbst in diesem Fall gefällt mir die Story richtig gut. Es ist eine Geschichte, die es sonst nicht gibt (und wenn doch, dann ist sie mir noch nicht begegnet) und sie ist auch noch wahnsinnig spannend durch viele Perspektivenwechsel, die alle das Geschehen anders sehen und bewerten und dadurch, dass der Autor alles, was der Leser wissen will, nur stückchenweise erzählt. In Verbindung mit dem angenehmen Schreibstil führt das dazu, dass ich zumindest das Buch zeitweise nicht mehr weglegen konnte.
Fazit:
Eigentlich kann ich nur noch einmal wiederholen, dass sich das Buch durch den Stil und auch die Handlung selber ziemlich gut lesen lässt, spannend ist und interessante Charaktere und gesellschaftskritische Themen behandelt. Alles Punkte, die mir gut gefallen, daher auch folgende (persönliche) Wertung:
*****
Übrigens:
Insgesamt wurde "Das Phantom der Oper" fünfzehnmal verfilmt und es existieren sieben Bühnenfassungen, darunter das Musical von Andrew Lloyd Webber, das bis Sommer noch in Hamburg, ab Herbst dann in Oberhausen gespielt wird.
Bis zum nächsten Mal,
Kerstin :)
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