vor einiger Zeit hat ein Freund von mir mal eine Hypothese aufgestellt: Er war der Meinung, dass jede Person mindestens ein Buch von Stephen King schon einmal gelesen oder zumindest im Regal stehen hat. Nunja, von jeder Regel gibt es auch eine Ausnahme, in diesem Fall: Meine Wenigkeit!! ;) Bis jetzt zumindest. Meine beste Freundin, die mich, wie mir gerade auffällt mit Büchern versorgt wie ein hungriges Hündchen ;), hat mir zwei King-Bücher ausgeliehen: "Friedhof der Kuscheltiere" und "Das Spiel". Ich habe mit "Friedhof der Kuscheltiere" angefangen, einerseits, weil es, denke ich, bekannter ist als das andere, andererseits, weil das Buch eine Filmausgabe ist, das heißt: Es sind ganz viele bunte Bildchen drin ;):
Der Mediziner Louis Creed zieht mit seiner Frau und den zwei Kindern Ellie und Gage von Chicago nach Ludlow in Maine. Dort werden sie von ihrem Nachbarn Jud(son) Crandall in Empfang genommen, der sie ab jetzt immer wieder mit Geschichten über den Ort versorgt. Dazu gehört auch die ein oder andere Geschichte über den Tierfriedhof, der sich hinter dem Anwesen der Creeds befindet. Auf diesem Friedhof begraben viele Kinder ihre Haustiere, und dort kommen auch Louis' Kinder erstmals mit dem Tod in Berührung, als Jud ihn ihnen zeigt. So weit, so gut, merkwürdig wird es erst, als Louis' verstorbener Patient Victor Pascow ihn in einem Traum vor dem Bereich des Waldes hinter dem Tierfriedhof warnt und Familienkater Church von den Toten zurückkehrt, nachdem er eben dort, hinter dem Tierfriedhof begraben wurde...
Wie sonst auch, ab hier:
!SPOILERALARM!
1.)
Ich war echt überrascht. Ich hätte gedacht, dass ich mich auf viele, vor allem grausame Tode und Minimalhandlung einstellen muss. Stattdessen ist es genau andersherum. Gut, die paar Tode, die es gab, waren schon ziemlich brutal, und das Kind mit dem Skalpell war echt heftig, aber vor allem die erste Hälfte war fast "nur" ein harmloser Roman über das Leben einer normalen Familie, mit einigen etwas mysteriöseren und gruseligeren Elementen. Schlimm wurde es so circa nach der Hälfte, als der zweijährige Sohn von einem Laster überfahren wird und Louis und seine Frau jetzt mit ihrer Trauer kämpfen. Ab da wurde es richtig spannend, war das Buch zuvor einfach nur nett zu lesen.
2.)
Ich war am Anfang der festen Überzeugung, dass Jud böse und es nur eine Frage der Zeit wäre, bis er alles und jeden umbringt. Ich weiß nicht, irgendwie hat er auf mich so einen...naja...bösen Eindruck gemacht. Umso interessanter, dass er dann jedoch Gages erstes Opfer wird, naja gut, er war auch irgendwie an allem schuld, aber aktiv getötet hat er nicht ;).
Louis hätte ich regelmäßig am liebsten eine geklatscht. Mal ehrlich, wenn ich schon von einem Toten(!) vor einem Ort gewarnt werde, dann geh' ich da doch nicht extra hin. Und wenn ich dann doch dort war und merke, hoppla, meine Katze ist irgendwie anders als vor ihrem Tod, dann vergrabe ich meinen Sohn doch nicht da. Und wenn doch und dieser dann alles tötet, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, dann mach' ich nicht dasselbe mit meiner Frau!!! Ich meine, geht's noch?! Wie blöd kann man sein?? Na gut, ich hab' ja verstanden, dass er durch seine Trauer verzweifelt und schließlich wahnsinnig wird und es ist schon irgendwie nachvollziehbar, wenn man es nicht gerade rational betrachtet ;).
3.)
Das Ende war einfach der Hammer! Eigentlich ein Mega-Cliffhanger der Extraklasse und ich hätte am liebsten noch so um die 200 Seiten drangehängt, aber neeeeeeiiiiin.....egal das war es, was das Buch noch gebraucht hat. Im Ernst, ich habe gelesen und hatte noch fünf Seiten oder so vor mir und, keine Ahnung, irgendetwas hat gefehlt. Dann habe ich den Epilog gelesen und obwohl das Buch ein Open End hat, war alles irgendwie abgeschlossen und ehrlich gesagt tut es dem allgemeinen Leser vielleicht auch ganz gut, einmal im Dunkeln gelassen zu werden. Dafür also meinen Daumen nach oben ;).
Fazit:
Meiner Meinung nach ist Stephen King ein Meister im Erzählen und vor allem im Darstellen psychischer Verfassungen, so hochgestochen sich das anhört ;). Damit meine ich, dass es mir ziemlich gut gefallen hat, dass die Familie am Anfang ein stinknormales Leben hatte, so harmonisch, dass es fast schon langweilig ist, sich dann aber später in eben dieses Leben immer mehr die Thematik "Tod/Trauer" einnistet, zuerst bei der Arbeit, dann die Katze, ..., nur damit dieses harmonische Familiendasein schließlich durch Trauer zerbricht. Es war einfach spannend, zuzusehen, wie eine ganz coole Person (Louis), schließlich so verzweifelt, dass sie ins Wahnsinnige abdriftet. Also kurz und knapp: "Friedhof der Kuscheltiere" ist absolut genial geschrieben.
*****
Übrigens:
Das muss ich bestimmt eigentlich nicht mehr dazu sagen, aber ich mach's trotzdem ;): 1989 ist die Verfilmung von "Friedhof der Kuscheltiere" erschienen (FSK ab 16). Hab' ich selbst noch nicht gesehen, ist aber geplant ;).
In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal,
Kerstin ;)
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